Hockey, Mashrutkas und Heuschreckenastronauten
Die erste Woche hab ich mittlerweile hinter mir, der Kulturschock ist immer noch zu verkraften, da ich mich in Deutschland mithilfe von Borschtsch und Wodka zu mindest in diese Richtung vorbereiten konnte.
Schon diese Woche habe ich soviel erlebt, das alles en detail hier aufzuschreiben wohl zu viel des Guten wäre, sodass ich nur ein paar Ereignisse beschränken werde.
Die letzte Woche konnte ich mich entspannt ein bisschen einleben, da die Arbeit erst diesen Montag begann. Ich konnte die nähere Umgebung meiner Wohnung und die Stadt ein bisschen in Begleitung meiner ukrainischen Kollegin Anna erkunden.
In den Wohnvierteln hier gibt es Parks, die im Sommerhalbjahr einem Rummelplatz gleichen, auf dem man Bier trinken oder mit Luftgewehr-AKs auf Bierdosen ballern kann.
Am Freitag gings dann zum Eishockey, HC Donbass gegen Slovan Bratislava (DonBass hat natürlich gewonnen). Die Tickets dafür gab es umsonst, organisiert von einer ukrainischen Freundin, die Fähigkeit für sowas scheint hier ebenso hilfreich wie weit verbreitet zu sein.
Den Tag darauf war ich bei einem Konzert einer lokalen PostMetal-Gruppe auf dem ehemaligen Fabrikgelände "Isolaziya", das in ein großes Kunstprojekt umgewandelt wurde. In den Hallen und Büros sind jetzt wechselnde Kunstinstallationen, vor allem moderne Kunst á la "Was wäre wenn die Menschen Heuschrecken zu Astronauten ausgebildet hätten?", ziemlich abgespacester Kram aber interessant in der Umsetzung und insbesondere im Ambiente der verfallen Fabrik.
Hin und Her kommt man hier am besten mit Maschrutkas, einem Fortbewegungsmittel das überall in der Ex-UdSSR zu finden ist. Maschrutkas sind private, meistens gelbe Kleinbusse, mit denen man für umgerechnet 20 Cent durch die ganze Stadt kommt. Diese Busse stammen oft auch noch aus der Sowjetzeit, und ich vermute ein Blick unter die Motorhaube würde jeden deutschen TÜV-Angestellten wochenlange Albträume bescheren.

Am Montag begann dann meine Arbeit bei der ukrainischen NGO "Alternative-V", die hier für die Durchführung von EVS- und anderen Projekten zuständig ist. Noch besteht meine Arbeit eigentlich nur aus Bürokram, allerdings nur bis wieder konkrete Projekte anlaufen. Im Büro sind wir im Moment nur zu zweit, jedoch bekommen wir im Oktober Verstärkung durch einen weiteren Freiwilligen.